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Plane deine Gebetszeit!

 
 

„Betest du in deiner Stillen Zeit dafür?“, fragte ich Tim, der über sein Smartphone in sexuelle Versuchung geriet. „Ich bete nicht zu festgelegten Zeiten, weil ich die ganze Zeit bete“, antwortete er.

Ich war verblüfft und wusste zunächst nicht so recht, wie ich reagieren sollte. Es klang sehr geistlich, und doch war sein Leben weit entfernt davon, besonders heilig zu sein. „Das ist großartig, Tim“, antwortete ich schließlich. „Aber warum willst du nicht auch eine feste Gebetszeit haben?“

Dann erklärte Tim, warum er es nicht für notwendig oder wichtig hielt, sich jeden Tag eine bestimmte Zeit für das Gebet zu nehmen. Da es sich bei seinen Gründen um gängige Einwände gegen diese Praxis handelt, wollen wir uns diese ansehen und sehen, was die Bibel dazu sagt.

Drei Einwände

Einwand #1: Ich will nicht gesetzlich sein

Ich verstehe dieses Anliegen vollkommen. Die meisten von uns haben in ihrem Leben Zeiten erlebt, in denen wir unsere persönliche Andacht auf gesetzliche Weise verrichtet haben. Beten, weil man es muss, ist, als würde man ins Büro des Direktors gerufen werden. Es ist eine miserable Erfahrung, die den wenigen Minuten, die wir dazu aufbringen, jegliche Freude und Gewinn raubt – nur um unser Gewissen zu beruhigen und Gott zufriedenzustellen.

Aber feste Gebetszeiten müssen nicht gesetzlich sein. So wie regelmäßige Verabredungen mit Freunden die Freundschaft nicht gesetzlich machen, so muss auch das Gebet durch regelmäßige Verabredungen mit Gott nicht gesetzlich werden. Auch David, Daniel und Jesus hatten regelmäßige Gebetszeiten (vgl. Ps 119,164; Dan 6,10; Mk 1,35).

Wie sicher würden wir uns fühlen, wenn Generäle sagen würden: „Wir haben beschlossen, die täglichen Waffenübungen einzustellen, weil die Soldaten sagen, es sei zu gesetzlich“? Tägliches Gebetstraining ist ein wichtiger Teil der geistlichen Kampfführung (vgl. Eph 6,10–18).

Tim war im Kampf gegen Pornographie auf das Gebet angewiesen und so sagte ich ihm: „Entweder du könntest Gesetzlichkeit riskieren, oder du wirst moralische Verfehlung garantieren.“

Einwand #2: Es passt schlecht in meinen Zeitplan

Es besteht kein Zweifel daran, dass es unseren Zeitplan beeinflusst, wenn wir uns Zeit für das Gebet nehmen. Es beansprucht die Zeit, die wir sonst mit anderen Menschen oder Aktivitäten verbringen würden. Es ist schwer, das Gebet in einen geschäftigen Morgen einzubauen, wenn wir zur Arbeit eilen oder andere zur Arbeit hetzen müssen. Es ist schwer, das Gebet in den Abend einzubauen, wenn wir müde sind und versuchen, zur Ruhe zu kommen.

Aber wenn „alles seine bestimmte Stunde, und jedes Vorhaben unter dem Himmel seine Zeit“ hat (Pred 3,1), dann muss es auch eine bestimmte Zeit für das Gebet geben. Wenn alle anderen Tätigkeiten des Lebens feste Zeiten haben (vgl. Pred 3,2–8), warum dann nicht auch das Gebet? Unser Problem ist in der Regel nicht ein voller Terminkalender; es sind falsch gesetzte Prioritäten. Wenn wir zu beschäftigt sind, um zu beten, sind wir einfach insgesamt zu beschäftigt. Gott ruft uns auf: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin“ (Ps 46,11). Um Gott zu erkennen, muss man mit ihm still sein.

Einwand #3: Ich bin lieber spontan

In den mehr als dreißig Jahren meines Christseins kann ich mich nur an wenige Momente erinnern, in denen mich die Sehnsucht nach Gott überkam und ich es nicht erwarten konnte zu beten. Die meiste Zeit habe ich mich zum Beten gezwungen, denn wenn ich darauf gewartet hätte, mich nach Beten zu fühlen, hätte ich nur eine Handvoll Mal in meinem Leben gebetet.

Allerdings kann ich gar nicht mehr zählen, wie oft ich mich zum Beten gezwungen habe, und sich das Gefühl anschließend eingestellt hat. Ich begann aus Gewohnheit zu beten, und es wurde zu einer Freude. Wie für den Psalmisten wurden aus pflichtbewussten Zeiten erfreuliche Zeiten (vgl. Ps 119,25–32). Ich habe auch bemerkt, dass meine spontanen Gebete häufiger wurden, wenn das geplante Gebet regelmäßiger stattfand.

Als Gott meine Frau Shona und mich mit Kindern segnete, stellten wir fest, dass wir so sehr mit ihnen beschäftigt waren, dass wir kaum Zeit für uns hatten. Wir brauchten einen Plan, wenn wir nicht auseinanderdriften wollten. Also legten wir jeden Tag eine Zeit fest, in der wir uns für etwa dreißig Minuten zusammensetzten – nur wir beide – und durch diese festen Zeiten erhielten und vertieften wir unsere Liebe füreinander. Geplante Liebe erhält die Liebe aufrecht. Wenn wir das Gebet nicht einplanen, werden wir auch keine spontane Gebetszeit haben.

Zwei Ratschläge

Leider konnte ich Tim nicht von dem Konzept der festen Gebetszeiten überzeugen, aber vielleicht habe ich ja dich überzeugt. Wenn ja, lautet deine nächste Frage wahrscheinlich: „Wie fange ich an?“

Ratschlag #1: Fang klein an!

Wenn wir uns zu hohe Ziele setzen und versuchen, mit dreißig Minuten Gebet zu beginnen, werden wir heute keine dreißig Minuten durchhalten und morgen gar keine Minuten schaffen. In seinem Buch Atomic Habits sagt James Clear, dass man mit einem Liegestütz beginnen sollte, wenn man mit Sport anfangen will. Das ist doch machbar, oder? Aber sobald du dabei bist, wirst du denken: „Na ja, wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch gleich noch einen machen“, dann noch einen, und so weiter.

Ähnlich verhält es sich mit dem Gebet: Nimm dir für den Anfang eine Minute pro Tag vor. Du wirst überrascht sein, wie lange du durchhältst, wenn du einmal angefangen hast. Nach einer Woche mit einminütigen Gebetszeiten kannst du auf zwei Minuten erhöhen und so weiter.

Ratschlag #2: Beginne mit der Heiligen Schrift!

Wie viele wissen, ist das Gebet eine Antwort an Gott in einem Gespräch, das er durch sein Wort begonnen hat. Deshalb sollten wir bei der Formulierung unserer Gebete die Heilige Schrift verwenden. Wir können Gott antworten, indem wir die Worte verinnerlichen, die er uns gegeben hat.

Ich mache das folgendermaßen: Ich wähle fünf bis zehn Verse aus meiner täglichen Bibellese aus und kopiere sie in ein Word-Dokument. Dann beginne ich, den Text in kleinere Blöcke aufzuteilen, eine Zeile pro vollständigem Gedanken und eine Zeile zwischen jedem Block. Normalerweise habe ich am Ende eine halbe Seite mit fünf bis zehn Wahrheiten. Dann verwandle ich jede Zeile in einen Lobpreis, ein Bekenntnis, eine Danksagung oder eine Bitte. Gott beginnt das Gespräch, und ich antworte auf seine Worte mit Gebeten.

Fang klein an und beginne mit der Heiligen Schrift, um ein Gespräch mit Gott zu führen, das den ganzen Tag andauern wird.


David Murray ist Professor für Altes Testament und Praktische Theologie am Puritan Reformed Theological Seminary und Autor mehrerer Bücher, u.a. “Reset: Leben im Rhythmus der Gnade in einer Burn-out Kultur”.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Ligonier Ministries. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. Mehr Ressourcen von Evangelium21.